Geschichte
Das Freie Theater entwickelte sich in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg als Gegenpol zu den öffentlichen Stadt- und Staatstheatern. Die sogenannten „Off-Theater“ wollten sich in ihrer künstlerischen Freiheit u.a. gegen kommerziell arbeitende Theater abgrenzen. Sie verpflichteten sich der Kunst, für eine Gesellschaft Nutzen zu erzielen, nicht Gewinne. Neue Sparten entstanden; alleine das Figurentheater ist bis heute eine Domäne der Freien. Freie Choreograf*innen prägten die Tanzlandschaft neu und veränderten unser Verständnis von Tanz und Körper. Auch das heute so allgegenwärtige Genre Performance kommt aus der freien Künstlerszene und wurde schnell von den festen Häusern entdeckt. Diese Impulse beeinflussen seitdem die Bühnenkünste und deren Weiterentwicklung enorm. Die Arbeit der „Freien“ zeichnet sich durch Experimentierfreude, spartenübergreifendes Kooperieren und Innovation bei gleichzeitiger Bodenständigkeit aus. Denn die Freien sind effektiv: Sie arbeiten meist in kleineren Teams, die sich für ein Projekt zusammen-finden und sind vielfältig unterwegs.
Im landesweiten Städtevergleich sind in Tübingen für eine Stadt in dieser Größe überdurchschnittlich viele freie professionelle Künstler*innen. Besonders auffällig ist die Dichte an Tanz- und Figurentheaterschaffenden. Hinzu kommen weitere Kulturschaffende, die sich an Übergängen zur professionellen künstlerischen Arbeit in der Darstellenden Kunst bewegen und natürlich zahlreiche Künstler*innen, die in der nahen Umgebung Tübingens leben sowie Kulturschaffende, die zwar hauptberuflich in einem festen Engagement an einem Theater arbeiten, jedoch nebenberuflich auch als freischaffende Akteur*innen in Erscheinung treten.
Am 20. November 2019 fand zum ersten Mal in der Geschichte der Freien Szene Tübingens ein Netzwerktreffen dieser statt: Es kamen Kulturschaffende aus den Sparten Tanz, Schauspiel, Figurenspiel und Zirkus, die sich mit der Initiativgruppe aus-tauschten und ihre Ideen in die Konzeption einbrachten. Weitere KünstlerInnen, die den Termin nicht wahrnehmen konnten, äußerten ihre Unterstützung und Zugehörigkeit zu der Initiative. Es wurde sehr deutlich, wie stark die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung der Szene und ihrer Sichtbarmachung in der Öffentlichkeit ist und welche Potentiale sich in einer neuen Form der Organisation und kollektiven Vernetzung herausbilden können. Man beschloss, einen Verein zu gründen, der das kulturelle Leben vor Ort zukünftig mitgestalten, durch seine kreativen Impulse bereichern und Kunst und Kultur, insbesondere im Bereich der Darstellenden Kunst, fördern wird.
Ein Jahr später, am 28. November 2020 gründete sich der PACT e.V. – das Performing Arts Collective Tübingen.